>SEL-Chor>1999 Bizet, Haydn

1999: Bizet, Haydn - Te Deum


Badische Zeitung vom 22.03.1999
Text: Klaus Schade    Bild: Bernhard Rein

Musikalische Vereinigung und Lobpreis Gottes

Zwei "Te Deum", ein mächtiges Orchester und ein begeistertes Auditorium beim Konzert des Schüler-Eltern-Lehrer Chors des Gymnasium Ettenheim

ETTENHElM. "Te Deum laudamus" - Dich Gott, loben wir: Mit zwei Vertonungen dieses christlichen Hymnus gestaltete ein über hundertstimmiger Chor aus Schülern, Eltern und Lehrkräften am Samstagabend in der barocken Pfarrkirche St. Bartholomäus einen inbrünstigen Lobpreis Gottes und eine respektvolle Verneigung vor der Musik und den Meistern, die sie geschaffen haben. Der Schüler-Eltern-Lehrer-Chor (SEL) des Städtischen Gymnasiums Ettenheim und der Schulchor des Marie-Curie Gymnasiums Kirchzarten wurden bei zwei Te Deum-Vertonungen von Joseph Haydn und Georges Bizet von der Sinfonietta der Musikschule Freiburg, einem über siebzigköpfigen Orchester, begleitet.
Die große Barockkirche vermochte am Ende gar nicht allen Besuchern einen Sitzplatz zu bieten, so gewaltig war der Andrang. Der SEL-Chor und sein musikalischer Leiter, Musiklehrer Eberhard Gleichauf, haben sich nach früheren Konzerten (Gloria von Vivaldi, 1995, Dvoraks D-Dur Messe, 1997) einen glänzenden Ruf erworben, der nach dem neuerlichen Auftritt nur noch gesteigert wurde. Zweimal "Te Deum" - und dennoch Vertonungen, wie sie verschiedener nicht sein könnten.
Mit Haydns erhabener Schöpfung in C-Dur begann das Konzert. Es ist ein Spätwerk, das der Komponist für Kaiserin Marie Therese, der Gattin von Kaiser Franz I. um die Wende des 18. ins 19. Jahrhundert geschrieben hat. Allegro, Adagio und Allegro moderato, in die der Hymnus unterteilt ist, bezeugen die Handschrift des reifen Klassikers, der der Chor mit seiner langjährigen Erfahrung und das Orchester mit harmonischem Zusammenklang in hohem Maße gerecht zu werden vermochten.
Chorleiter Eberhard Gleichauf verstand es gekonnt, bei aller Mächtigkeit von Streichern und Bläsern den Chor mit seinem reizvollen Zusammenklang von ganz jungen bis hin zu ausgereiften Stimmen zur Geltung kommen zu lassen.
Als rein instrumentales Interludium ließ danach die Sinfonietta der Musikschule Freiburg unter Leitung von Thomas Oertel Georg Friedrich Händels "Concerto grosso o. 6 Nr. 1 in G-Dur" erklingen, bei welchem ein kleines "Concertino" aus zwei Violinen und einem Violoncello ein reizvolles und typisch barockes Wechselspiel mit dem Orchestertutti eingeht. Hier vermochte sich der Zuhörer ausschließlich auf die Virtuosität des mächtigen, jungen Orchesters einzulassen, dessen Bläsergruppe im Übrigen von Leontine von Türckheim betreut wird, deren Namen in Altdorf nicht unbekannt ist.
Zum Finale des knapp einstündigen, unvergeßlichen Konzerts vereinigten sich die beiden Chöre und Orchester wieder zu Georges Bizets einzigem Werk geistlicher Musik, das er als Zwanzigjähriger in der Mitte des 19. Jahrhunderts unter recht freier Handhabung des Te Deum-Textes schrieb. Es ist eine freie, große Motette, in dem das Temperament des - mit Verlaub und Respekt gesagt - "jungen Wilden" ein ums andere Mal durchbricht und ebenso unverkennbar den Schöpfer von "Carmen" verrät. Vor allem die beiden Maestoso Sätze zu Beginn und am Ende verraten unverkennbar den Einfluß des pomphaften italienischen Kirchenmusikstils und den "Geburtsort" des Werkes: Rom. Die vorgesehenen Soli für Tenor und Sopran übertrug Gleichauf der Sopranistin Ann Kathrin Schmerbeck, die der erneut glänzenden Leistung des Chores das vokale Sahnehäubchen aufsetzte.
Langanhaltender Beifall waren Dank eines begeisternden Auditoriums für die großartige Konzertleistung aller Mitwirkenden. Daß einige sofort beschlossen, sich diesen Genuß bei einer zweiten Aufführung am Sonntag in der Wallfahrtskirche in St. Peter noch einmal zu gönnen, ist wohl ein nachhaltiger Beweis für diesen Erfolg. "Es hat Spaß gemacht", gestand am Ende Chorleiter Gleichauf, der in St. Peter den Taktstock seinem Kirchzartener Kollegen Christian Geugelin übergab.
Der Leiter des Städtischen Gymnasiums, Nübler, zeigte sich gleichermaßen stolz ob der Leistung des Chores wie beeindruckt ob der Besucherresonanz. Ganz besondere Beachtung verdiene die außergewöhnliche Kooperation von zwei Schulchören mit der Sinfonietta der Freiburger Musikschule.

Schaller