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2002: Jazzchorsätze

Badische Zeitung vom 03.12.2002 (Text: Klaus Schade)

Da ging der Punk ab, da bebte das alte Gemäuer

Stefan Merkl, ein ehemaliger Schüler, kam mit Jazz-Combo und Big Band nach Ettenheim zurück und bekam stehenden Applaus

ETTENHEIM. Dass die musikalische Saat von Musikerzieher Eberhard Gleichauf prächtige Früchte zu tragen pflegt, dafür sind der SEL-Chor aus Schülern, Eltern und Lehrkräften und die Stimmbildungs-AG des Städtischen Gymnasiums ein klingender Beweis. Seit Freitagabend hat Gleichauf einen weiteren Beweis angetreten: Das musikalische Talent, das er in seinem einstigen Schüler Stefan Merkl zu wecken oder zu fördern vermochte, ist zu einem glänzenden Ergebnis herangereift.
Merkl, inzwischen ebenfalls Musiklehrer und zwar am Gymnasium am Deutenberg in Schwenningen, kam mit Jazz-Combo und Big Band seiner Schule nach Ettenheim, um eine zurückliegende musikalische Kooperation zwischen Ettenheim und Schwenningen mit einem fulminanten Abschluss zu krönen. Bewegte sich der Auftakt von kleinem Chor und Stimmbildungs-AG des Gastgebers noch auf vertrautem klassischem Terrain, so deutete der anschließende Schwenk über das Musical in die Neuzeit bald an, wo es an diesem Abend lang gehen sollte.
Der SEL-Chor knüpfte nahtlos an, besang im Kanon Laura U. Fischer, schickte Küsse durchs Telefon, besang Black Orpheus, seit Jahren Lieblingslied des Chores. Bei aller Klasse der gastgebenden Programmgestalter: die "Show" überließ man an diesem Abend den Gästen. Und die wussten die ihnen zugedachte Rolle zu nutzen. Jazz-Combo und Big Band von Stefan Merkl heimsten Beifall auf offener Szene. "Die Halle wird beben", hatte das Gymnasium diese Veranstaltung öffentlichkeitswirksam angepriesen. Man hatte nicht zuviel versprochen. Der Punk ging wahrlich ab im alten Gemäuer der Schulturnhalle, ob bei der "Body Percussion" zum Auftakt, beim Keep on Groovin', bei Jazz, Pop, Rock, Beat, Latin und Swing oder leisen Sting-Balladen.
Die Band war exzellent, die Gesangsolisten nicht minder. Über alles hielt Stefan Merkl seine arrangierende Hand: ein echt cooler Typ. Wen wundert dass seine Big Band derlei Ausmaße annimmt: allein sechs Saxophone, weite Bläser, Gitarristen, Percussions zuhauf. Finale zum Schluss: Ettenheimer und Schwenninger setzen gemeinsam zum Schlussakkord an. ,,O happy day", so das Fazit von Band, Chor und Gesangssolisten - auf Ettenheimer Seite Ivonne Cylok und Stefanie Hecht, auf Schwenninger Seite der temperamentvolle Antonio da Luca an der Spitze.
Die Staatlichen Schulämter in Offenburg und Villingen-Schwenningen sowie die Ettenheimer Schulgemeinde hatten die musikalische Begegnung unterstützt. Dass unverdient viele Stühle an diesem Freitagabend leer blieben, hat sich das Städtische Gymnasium wohl selber zuzuschreiben. Ein Konzert anzuberaumen zu einem Zeitpunkt, an dem im Städtchen der seit Jahresbeginn feststehende Weihnachtsmarkt die Massen anziehen will, zeugt von wenig Ortsbezogenheit und Respekt vor festen kulturellen Einrichtungen im Städtchen. Schade drum.

Schaller