>SEL-Chor>2010 - 20 Jahre sel-Chor

20 Jahre sel-Chor - Die Stimmbildung wird "Teenie"

Zwei Konzertabende des SEL-Chores, der Stimmbildungs-AG und der Jazz-Combo

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Richtig „fetzig“ feierte das Städtische Gymnasium am vergangenen Wochenende das 20jährige Bestehen seines Schüler- Eltern-Lehrerchores (sel-chor). Musikalische Mitgratulanten: die Stimmbildungs-AG der Schule – sie nennt sich seit einiger Zeit „Voice affair“ – und die Jazz-Combo „The Weimar Hot Five“, in der die Tochter des Gründers und langjährigen sel-Leiters Eberhard Gleichauf mitwirkt.

Natürlich wollte auch der Jubilar selbst es sich nicht nehmen lassen, dieses beachtenswerte Jubiläum zu besingen. Den Hauptpart der musikalischen Grußadressen hatte Gleichauf, der die Jubiläumskonzerte noch einmal leitete (er hat vor zwei Jahren die Chorarbeit in die Hände seiner Kollegin Silke Hausmann gelegt), aber der Stimmbildungs- AG der Schule und der Gast- Jazz-Combo zugedacht. Mehr Ehre hätte der musikalisch Verantwortliche dem Jubilar, als dessen „Vater“ Gleichauf sich getrost nennen darf, nicht antun können, denn sowohl die jungen Sänger und Sängerinnen der Stimmbildungs-AG, deren phänomenale Solistinnen wie auch die professionellen Instrumentalisten der Jazzband boten Rock, Pop und Jazz der Meisterklasse.

Welche Entwicklung aber auch der sel-Jubilar im Laufe seiner 20 Jahre genommen hat, zeigte der erste Programmblock der zweimal voll besetzten Konzerte im Gymnasiums- Foyer eindrucksvoll. Zusammen mit Stimmbildungs-AG und Jazz-Combo bestachen stimmliche Reinheit, rhythmische Exaktheit, harmonisches Zusammenspiel der vier Singstimmen sowie die bis in den letzten Winkel des Konzertraums verständliche Artikulation des Chores, indem sich locker einmal drei Generationen zu gemeinsamem Singen vereinigen. Zwei Konzertabende des SEL-Chores der Stimmbildungs-AG und Jazz-Combo Manch ehemaliger Mitsänger hatte bei „Black Orpheus“ von Luiz Bonfa, bei „Agua de Beber“ von Anton Carlos Jobim, „My funny Valentine“ von Richard Rodgers, Thomas Wallers „Ain’t Misbehavin“ oder Alan Paul und Jay Graydons „Twilight tone“ das zuvor vom Chor-Leiter versprochene „Aha-Erlebnis“ in Erinnerung an frühere Chorzeiten. Zum 10jährigen Bestehen war das eine oder andere dieser Stücke schon auf CD festgehalten worden – und doch: welch eine musikalische Entwicklung hat der sel-Chor auch in der zweiten Dekade seines Bestehens genommen!

Gekonnte Improvisation

Bestechend dann auch der zweite Programmblock, den die Mitglieder des sel-Chores dann im Auditorium genießen konnten. Stimmbildungs- AG und Jazz-Combo kredenzten mit „Sweet Georgia Brown“, „Sunny“, „How Deep Is Your Love“ oder „For The Longest Time“ regelrecht melodische Leckerbissen. Einfühlsam begleitet wurden die jungen Sängerinnen und Sänger von der Combo - die die chorische Glanzleistung mit ihrem genialen Instrumentalspiel zu voller Wirkung brachte. Ihre wirklich außergewöhnlichen Fähigkeiten zur Geltung zu bringen, dazu nutzte die Combo bei zwei ihr zugedachten Parts dann umso uneingeschränkter den Konzertrahmen. Kaum zu glauben, dass sich die fünf jungen Musikprofis erst zu diesen Ettenheimer Konzerten zusammengetan hatten, dass sie an beiden Abenden erst auf der Anfahrt besprachen und beschlossen, welche Stücke zum Vortrag kommen würden. Improvisation war angesagt, Improvisation auf höchster Stufe der Kunst.

„Chor ist Salz des Schullebens“

Schulleiter Frank Woitzik nutzte in seiner Begrüßung beim Samstagskonzert (am Freitag hatte sein Stellvertreter Gideon Burster diesen Part übernommen) das Kürzel des Chores für ein treffliches Wortspiel: s-e-l stehe natürlich für die Zusammensetzung des Chores aus Schülern, Eltern und Lehrkräften. „Sel“ heiße auf Französisch aber auch Salz – und zweifellos sei dieser Chor Salz und Würze im Schulleben des Städtischen Gymnasiums.

Aus einer tollen Idee vor 20 Jahren sei etwas Außergewöhnliches entstanden, das allen Beteiligten große Freude bereite. Man brauche erst gar nicht die Erkenntnisse der Gehirnforschung zu bemühen, um sich klar zu machen, wie aus solcher Freude Motivation erwachse, Motivation, die in das ganze Schulleben hinein strahle. „Schüler wollen gefordert werden“, so der neue Schulleiter – sowohl beim sel-Chor, erst recht in der Stimmbildungs-AG würden sie das mit ihren Fähigkeiten bis zum Äußersten.

„Einfach wahnsinnig, was du schaffst immer wieder auf die Bühne zu stellen“, so Woitziks ausdrucksstarke Anerkennung für die über zwei Jahrzehnte anhaltende Leistung an die Adresse von Eberhard Gleichauf.

„Ich will keine Schokolade“

Ein Kompliment, das im zweiten Programmpunkt durch die Darbietungen der Stimmbildungs-AG in atemberaubender Weise bestätigt werden sollte. Was die Solistinnen bei ihrem von der Jazz-Combo einfühlsam instrumental und gesanglich begleiteten Reise durch die Rock-Pop-Jazzliteratur wortwörtlich zum Besten gaben, löste im atemlos lauschenden Publikum Gänsehaut- Feeling und Beifallsstürme in Serie aus.

Eine Edith Piaf, Ella Fitzgerald, Nancy Wilson oder „die Knef“, Gesangslegenden dieser Art von Musik, würden ihre helle Freude gehabt haben, wenn sie ihre Evergreens derart gekonnt vorgetragen hätten hören dürfen. Das Publikum jedenfalls war ein ums andere Mal „hin und weg“ ob solch meisterlicher Darbietung. Wen wundert’s, dass die Stimmbildungs- AG des Städtischen Gymnasiums in den inzwischen 13 Jahren ihrer hochkarätigen Arbeit mehrfach bedeutende Preise beim internationalen Chorwettbewerb in Mulhouse einheimste?

Jazz-Combo absolut professionell

Den offiziellen Schlusspunkt setzte dann die gut 40köpfige Stimmbildungs- AG mit dem Medley „California Dream“ und manch choreographischem Gag, ehe die lautstarken Zugabe-Rufe am Ende eines bemerkenswerten zweistündigen Konzerts auch noch einmal den sel-Chor, dem all diese musikalischen Glückwünsche galten, auf die Bühne führte. „Der Mond ist aufgegangen“ erklang – einerseits chorisch in der bekannten Version des Kinderliedes, andererseits instrumental verjazzt von der Combo „The Weimar Hot Five“. Cindy Weinhold (Gesang), Garrelt Sieben (Posaune), Rahel Hutter (Piano), Michael Frömmer (Bass) und Imogen Gleichauf (Schlagzeug) – sie gaben diesen beiden Jubiläumskonzerten nicht nur die besondere Note, sondern hatten der Stimmbildungs- AG bei einem vorangehenden Workshop unglaublichwertvolle Hilfestellung gegeben, Spuren gelegt, auf denen sich die jungen Sängerinnen und Sänger weiterhin entwickeln können.

Bilder: Herbert Birkle (Ettenheimer Stattanzeiger)
Ettenheimer Stattanzeiger (hs) - 16.12.2010