Besuch einer Zeitzeugin aus der ehemaligen DDR

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Nadja Klier, Zeitzeugin aus der ehemaligen DDR, besuchte Schüler*innen der Kursstufe 2

 

„Wie hättest du gehandelt?“ 

„Würdest du deine beste Freundin ausspionieren, wenn du sie dafür endlich wiedersehen kannst?“ 

Diese und ähnliche Fragen stellte Nadja Klier, Filmemacherin, Autorin und Fotografin, den Schülerinnen und Schülern bei ihrem Besuch in der Mensa unserer Schule am 21.10.2024. Klier, im Alter von 15 Jahren aus der DDR ausgebürgert, weil ihre Eltern etwas Regime-kritisches von sich gegeben hatten, war nach Ettenheim gekommen, um Schülerinnen und Schülern ihre Geschichte zu erzählen: Wie eine Jugendliche ohne ihr Zutun von der Stasi sowie von mehreren IMs beschattet wird, plötzlich ihre vertraute Umgebung in Ost-Berlin verlassen muss und wenig später den Fall der Mauer als einen „völlig surrealen Tag“ erlebt. 

Vor einigen Jahren veröffentlichte Klier ihre autobiografischen Erinnerungen „1988 - Wilde Jugend“, in denen sie diese für sie sehr prägende Zeit beschreibt. Aus diesem Buch wollte sie bei der Veranstaltung am Städtischen auch vorlesen, kam aber am Ende gar nicht mehr dazu, weil es soviel zu erzählen und zu besprechen gab. Dabei ging die Autorin in ihrer offenen, spontanen und humorvollen Art direkt auf die Rückfragen der Schülerinnen und Schüler ein, zeigte da ein Bild aus ihrem von der Stasi fotografierten Jugendzimmer und hier ein Originaldokument, das schwarz auf weiß das gut geölte Funktionieren dieses Unrechtsstaates verdeutlichte: So wurde der Tagesablauf der damals 15-Jährigen minutiös dokumentiert, zudem wurde amtlich beschlossen, sie mit einem gleichaltrigen Jungen bekannt zu machen, der der Staatssicherheit Einblick in das Leben ihrer Familie geben sollte. Eindrucksvoll und auch bewegend war auch das Dokument, in dem sich ihre damals beste Freundin aus Ost-Berlin handschriftlich bereit erklärte, nach West-Berlin zu der inzwischen ausgebürgerten Klier zu begeben und dort Informationen über sie zu beschaffen. 

Am Ende der sehr kurzweiligen Veranstaltung war klar: Solche Begegnungen ermöglichen, was Geschichtsunterricht im Alltag sonst nicht oder nur sehr schwer leisten kann: einen maximal persönlichen Einblick in ein totalitäres System, der mehr verrät als es Verfassertexte in Schulbüchern je vermitteln könnten. 

Frau Klier hat es übrigens - trotz der anfangs leicht störrischen Technik - gut bei uns gefallen und vielleicht gelingt es, auch mit Hilfe der Konrad-Adenauer-Stiftung, die die Veranstaltung initiiert hat, schon im kommenden Jahr eine ähnliche Begegnung auf die Beine zu stellen.