Ein Bericht von Teilnehmer:innen der Chemie- und Forschungs-AG
Auf Initiative unseres AG Leiters Herr Stocker konnten wir am Freitagmittag den 18.11.2022 eine Exkursion ins Weingut Bieselin in Ettenheim durchführen.
Die eigene Anreise zum Weingut auf den Weinberg über Ettenheim klappte bei den 22 AG-Mitgliedern sehr gut, auch trotz Regen und herbstlichen Temperaturen. Auf dem Weingut angekommen konnten wir uns im Empfangsaal aufwärmen und mit einer alkoholfreien Traubensaftschorle auf die bevorstehende Betriebsführung vorbereiten.
Winzer und Eigentümer des Betriebs ist Andreas Bieselin, der uns sehr herzlich begrüßte und uns durch die verschiedenen Stationen seines Betriebs geführt hat. Wir konnten dabei die großen Pressen besichtigen, bei denen die Weintrauben mit Druckluft gepresst werden. Aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit waren diese leider nicht mehr im aktiven Betrieb. An den Gärtanks konnten wir jedoch mit eigenen Augen beobachten, dass in den großen Edelstahltanks die alkoholische Gärung noch stattfindet. Dies ist wie im Erlenmeyerkolben in der Schule, nur um ein Vielfaches größer. Die Hefe-Pilze verstoffwechseln den Traubenzucker (C6H12O6) zu Alkohol (C2H5OH) und Kohlenstoffdioxid (CO2), welches oben als farbloses Gas durch das Gärröhrchen blubbert.
Danach ging es weiter durch den Betrieb, wobei wir die Flaschenreinigung mit Ozon (O3) und die Abfüllanlage sehen konnten. Ebenfalls war ein Prototyp zur Herstellung von alkoholfreiem Wein im Einsatz, an dem uns Herr Bieselin das Umkehrosmose-Verfahren genau erläuterte. Eine spannende, wenn auch noch sehr wasserverbrauchende, Technik. Das Weingut arbeitet hier mit einer Partnerfirma zusammen, auch, um diese Maschine weiter zu entwickeln, den Wasserverbrauch zu reduzieren und damit auch die Energieeffizienz weiter zu verbessern.
Nach der Begehung des Lager-Kühlhauses ging es raus auf den Hof, bei dem die Pasteurisierung, also die kurzzeitige Erwärmung zur Abtötung von Mikroorganismen im Produkt live bestaunt werden konnte. Es ist in Zeiten der Energieknappheit ein besonders einprägsames Erlebnis, wenn man sich bei 10°C Außentemperatur die Hände an dampfenden Flaschen auf Paletten wärmen kann.
Herr Bieselin hat uns dabei auch auf das deklarierungsfreie, aber dennoch hoch umstrittene Entkeimungsmittel Velcorin (Dimethyldicarbonat) als Alternative zu seinem energieaufwändigerem Pasteurisieren aufgeklärt. Velcorin findet in seinem Betrieb aus gutem Grund keinen Einsatz. Die hiesige Pasteurisierung ist zwar energetisch aufwändiger, jedoch auf Stoffebene deutlich günstiger. Wir haben erfahren, dass das umstrittene Velcorin u.a. in Methanol zerfällt. Ein giftiger Stoff der bekanntlich blind macht oder gar tödlich ist, sofern zu viel davon trinkt. Und das will ja niemand in einem Wein oder sonstigen Getränk haben.
Es ist also nicht immer nur das drin, was draufsteht. So sind wir sehr froh und dankbar, um diese spannende und lehrreiche Exkursion.
Wir danken Herrn Bieselin für seine Zeit, für seine offene Art und die Möglichkeit aktiv in die regionalen Prozesse der Weinherstellung in Ettenheim Einblicken zu können.