Sturmhöhe

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THEATER-AG AM GYMNASIUM ETTENHEIM: KLASSIKER UM LEIDENSCHAFT UND RACHE

Die Theater-AG des Städtischen Gymnasiums Ettenheim hat das Stück "Sturmhöhe" aufgeführt. Es spielt in der einsamen und unwirtlichen Moorlandschaft im Norden Englands.

Von Klaus Schade, Badische Zeitung 20. November 2023

"Wuthering Heights" hat die Pfarrerstochter Emily Jane Brontë (1818-1848) ihren Roman überschrieben, der von vielen als ein Meisterwerk der Weltliteratur angesehen wird. Zum Zeitpunkt des Erscheinens sorgte das Buch jedoch für einen Skandal. Kein Wunder, handelt es sich bei der "Sturmhöhe" doch um ein jenseits aller geltenden Konventionen liegendes Drama, das von einer zugleich leidenschaftlichen wie desaströsen Liebesbeziehung handelt, die sich über alle geltenden Wertmaßstäbe und Normen hinwegsetzt. Es geht um ernüchternde Lebens- und Liebesverschwendung, Leidenschaft und Rache, Egoismus und Klassensystem.

Ebenfalls meisterhaft ist das, was die Theater-AG des Städtischen Gymnasiums unter der Regie von Bertram Hensle daraus gemacht und an drei Abenden dieser Woche auf die Bühne der Mensa gezaubert hat. Gewiss: Cathy (trefflich gespielt von Cara Müller) und Heathcliff (Mika Broßmer) sind die Hauptpersonen dieses Liebesdramas, aber am grandiosen Erfolg der Aufführung hat jede einzelne Rolle ihren unverzichtbaren Anteil - ob Nelly (Sara-Maria Otzenasch), deren Besonnenheit in der Hektik der zahlreichen Gegenspielerinnen und -spieler geradezu wohltuend ist, Hindley (Wassilisa Nomokonova), der aus seiner Ablehnung gegen den als Findelkind in seine Familie eindringenden Heathcliff von Anfang bis zum Schluss keinen Hehl macht, Isabella (Anna Nomokonova), die sich mit romantisch verschleiertem Blick in Heathcliff verliebt, obwohl sie von ihm genauso misshandelt wird wie andere Kontrahentinnen auch.

Nicht nur der Wind peitscht über die Höhen des Hochmoors von Yorkshire, um die Gutshöfe von Wuthering Heights und Thrushcross Grange mit ihren so unterschiedlichen Umgangsformen. Peitschend sind auch die Auseinandersetzungen, vor allem jene, in die Heathcliff verwickelt ist. Zwischen beiden Familien ist vor allem Cathy hin- und hergerissen, die leidenschaftliche, willensstarke, kompromisslos in ihren Ansprüchen, vor allem aber selbstverliebte junge Frau, die sich nicht entscheiden kann: ob nun Edgar (Daniel Naudascher) oder Heathcliff. Cathys mit Heathcliff besiegelte "Blutsverwandtschaft" und ihr Schwur ewiger Treue halten gerade so lang, bis sie den gebildeten und reichen Edgar kennenlernt und ihn heiratet. Auch diese Beziehung hält letztlich nur so lange, bis Heathcliff als gut aussehender, gestandener junger Mann zurückkehrt. Es geht drunter und drüber in diesem Hin und Her. Der immer wieder eingesetzte Revolver ist mit einem beklemmenden Gedanken an jüngste Ereignisse unserer Tag behaftet. Erst im Tod finden Cathy und Heathcliff, gemeinsam nebeneinander liegend, letztendliche Ruhe.

Das ganze Dutzend der Akteure auf der Bühne schlüpft gekonnt in die Rollen und lässt das Bühnenwerk zum beeindruckenden Erfolg werden. Zwischen jeder Szene wird es dunkel. Nach so dramatischen Szenen schafft zumindest die Nacht vorübergehende Ruhe. Die Bühnendekoration ist spärlich: graue Würfel symbolisieren die Landschaft, die Wohnungseinrichtung, die Kampfstätten, das Grab. Eingespielte Musik unterstreicht die Stimmung, die Dauerwanddekoration in der Mensa des Städtischen Gymnasiums, vom Leistungskurs Kunst der Schule bereits im vergangenen Schuljahr geschaffen, passt geradezu maßgeschneidert zum Geschehen.

Das Publikum ist begeistert, spendet lang anhaltenden Applaus. "Unvergesslich" attestiert Thomas Günther von der Schulleitung am zweiten Aufführungsabend der Leistung. Schulleiter Frank Woitzik zeigt sich bei der Premiere beeindruckt, wie alle Mitwirkenden "die Vielschichtigkeit der Charaktere und die tiefgehenden Konflikte ihrer Rollen mit großen schauspielerischen Fähigkeiten" zu verkörpern vermögen – ein Verdienst, das auch auf Regisseur Hensle zurückfällt.

In weiteren Rollen: Rebekka Plöse (Josephine), Caroline Hebding Teixera (Mister Earnshaw/Diener), Quynh Trinh (Diener), Emilia Guyot (Emily Brontë), Greta Henninger (Charlotte Brontë/Frances), Aurelia Gottwald (Anne Brontë/Arzt).